Broghammer / Ceranski : Die Gestalter
Tanja Broghammer ist Ingenieurin für Medizintechnik und arbeitet seit beinahe zwei Jahren für B Braun Aesculap. Das Unternehmen entwickelt Hüften, Kniegelenke und Wirbelsäulenimplantate in allen Größen. Allein in der Knieendoprothetik sind mehr als 1500 Varianten im Programm.
Selbst für Hunde gibt es künstliche Hüften: Die Polizeihunde sind vielfach auf einen bestimmten Zweck hin gezüchtet, wie das Schnüffeln von Sprengstoff. Dafür nehmen die Züchter die Degenerationen des Skelettsystems in Kauf. Alle Implantate gewinnen zunächst als Skizze Gestalt - die Tanja Broghammer anfertigt. Aus der Skizze wird dann ein dreidimensionaler Entwurf am CAD-Arbeitsplatz.
An diesem sitzt Thorsten Ceranski der Kollegin gleichsam auf dem Schoß. Er ist Industriemechaniker, besuchte die Technikerschule und ist Betriebsmittelkonstrukteur. Seit 13 Jahren baut er die Gesenke, um die Prothesen zu schmieden, konstruiert und fertigt Werkzeuge zum Messen, Schleifen, Prüfen, Fräsen oder zum Strahlen. Schon während der Konstruktion sind Schmiedesimulationen möglich, fertigt ein Drucker das künftige Gelenk aus Kunststoff dreidimensional. Broghammer und Ceranski konstruieren nicht nur die Endoprothese und die nötigen Werkzeuge zu deren Herstellung Hand in Hand, sondern auch die Instrumente für den Arzt.
Die beiden müssen sich in Anatomie auskennen, und Broghammer liebt den Anschauungsunterricht im Operationssaal. Am Ende eines Projektes, wenn ein Gelenk samt Instrumentensatz für den Arzt fertiggestellt ist, haben die beiden Konstrukteure etwa 400 Einzelteile gefertigt, je zur Hälfte Instrumente für den Operateur und Implantatkomponenten für das Knie. Denn je nach Größe, Gewicht und Zustand des Patienten, aber auch je nach der Schule, durch die der Operateur gegangen ist, hat er eine andere Methode, das Implantat einzusetzen. Von den maximal 350 Komponenten benötigt der Operateur am Ende mindestens drei: das Femur- und das Tibia-Implantat sowie den künstlichen Meniskus. Die Vielfalt der Komponenten in den unterschiedlichen Größen ist nötig, um das Kunstgelenk dem Patienten individuell anzupassen.